Also,
so langsam nimmt das hier Auswüchse an, die mich eher an eine Mischung
aus Kindergarten, Horrorfilm und Wilder Westen erinnert als an "schöner
Wohnen in einer Genossenschaft".
Da heuert unsere Verwaltung ein ganzes Rudel Anwälte
an, um sich gegen die eigenen Mitglieder zu stellen, und da wird "aus
Versehen" eine prächtige Verkaufsofferte über einen Makler
geschaltet, in der wir schon längst beiseite geräumt sind. Wir machen
uns heiße Köpfe, wie wir das Problem gelöst bekommen, haben eine tolle
Idee, die, - wie wir dachten - , für alle Beteiligten eine gute Lösung wäre:
Wir gründen
eine eigene Genossenschaft und kaufen die Häuser selbst.
Dies
haben wir unserer Verwaltung ( namentlich VHW) über unseren
Rechtsbeistand vom Mieterverein zu Hamburg genauso schriftlich mitgeteilt,
wie schon vorher die Tatsache, dass wir nicht beabsichtigen, unser Zuhause
aufzugeben. Beides wurde schlicht weg ignoriert, wie auch einige weitere
Anfragen von unserer Seite.
Aber nun haben wir schriftlich, dass die VHW
weiterhin das Ziel verfolgt, unsere Häuser abzureißen. Aber wir brauchen
uns keine Sorgen zu machen über den Blindgänger auf dem Grundstück. Der
ist entschärft...
Das ist genauso herrlich subtil, wie die Androhung,
die leerstehenden Wohnungen mit Obdachlosen zu füllen, was wir übrigens
auch schriftlich haben... Das soll uns wahrscheinlich Angst machen, mich
reizt das aber eher zum Lachen. Ich fand Wildwestfilme immer schon eher
langweilig.
Und wie es nun der Zufall will, passiert ein
Teilabriss gerade in dem Moment, als unser Rechtsbeistand in Urlaub ist.
Offiziell handelt es sich dabei natürlich um ein Baugutachten. Aber im
Rahmen dieses Gutachtens werden nun systematisch die Badezimmer in den
leer stehenden Wohnungen komplett zerstört, die Pitchpine-Holzböden
werden heraus gerissen, bei strömendem Regen werden Löcher in Außenwände
gebohrt und geschlagen, Türen und Fenster sperrangelweit offen stehen
gelassen, damit es schön herein regnet. Und wir wohnen nun mitten in
Presslufthammerlärm und Chaos, was natürlich ganz sicher mal wieder
keine Absicht war. Auch dass es seit gestern (21.7.05) Steine und Wasser
auf das Bett von Herrn Durdak regnet, war natürlich keine Absicht.
Und natürlich haben wir die Arbeiter gefragt, ob
denn nun schon ein paar Katastrophen zutage getreten sind. Die Antwort war
nicht überraschend: Es müssen einige Reparaturen gemacht werden, aber
die Substanz ist bisher absolut in Ordnung. Und die Arbeiter wuselten vor
dieser Aussagen übrigens schon
im letzten Haus unter dem Dach. (Kleines
Beispiel: Im Februar 1962 stieg das Wasser wegen der Sturmflut durch das Dükerwerk
in den Keller des Hauses Schlöperstieg 1/Kurdamm 20. Seit dem ist der
Bodenbelag des Kellers defekt. Und es ist natürlich auch so, dass sich
Klebeband und Plastiktüten nicht wirklich für die Reparatur von
Regenrinnen eignen. Und wenn die Stahlstreben eines Balkons jahrzehntelang
nass werden, rosten diese, was nicht so toll ist für die Stabilität
eines - zum Glück vorgebauten - Balkons.)
Die VHW spielt nun mal viel lieber mit neuen Bauklötzen,
als das alte Spielzeug in Stand zu halten, wird aber anscheinend bockig,
wenn ein anderes Kind sagt: Dann gib mir doch das alte Spielzeug. Ich würde
mich darüber freuen und es ganz bestimmt pfleglich behandeln. Wie schon
eingangs erwähnt, echt eine tolle Mischung aus Kindergarten, Horrorfilm
und Wilder Westen. Und ich wohne da mittendrin und denke, ich bin im
falschen Film, was mich aber ganz sicher nicht davon abhalten wird, weiter
um den Erhalt dieser schönen Häuser, Erhaltung von bezahlbarem Wohnraum
und nicht zuletzt um das Prinzip des genossenschaftlichen Wohnens zu kämpfen.
Ich habe dem vorsitzenden Mietervertreter der VHW ( Herr von Iljin ) wortwörtlich
erklärt, dass ich erst in Erwägung ziehe, aus
meiner Wohnung auszuziehen, wenn die Abrissbirne vor meinem Fenster hängt,
aber dass ich dann ganz sicher in keine Wohnung des VHW umziehe.
Ich wohne nämlich sehr gerne in einer Genossenschaft und liebe das
genossenschaftliche Prinzip, und es wird sich doch sicher eine finden, die
diesen Namen auch verdient.
Ach, da fällt mir doch gleich eine ein: Die
Schlöperstieg-Genossenschaft.
Und ich weiß auch noch viele andere richtig gute, sogar hier in
Wilhelmsburg, wie z.B. die Reiherstieg-Genossenschaft.
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